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Was hat das Universum mit uns zu tun? – Vortragsveranstaltung mit Josef M. Gaßner ein voller Erfolg!

Welche Vorgänge im Universum ablaufen, damit Menschen überhaupt existieren können, erläuterte der renommierte Astrophysiker und Buchautor Josef M. Gaßner in einem kurzweiligen und sehr informativen Vortrag. Die gut besuchte Veranstaltung in der Aula wurde in Zusammenarbeit mit dem Verein „Astronomie im Chiemgau“ organisiert, der ebenso wie das Gymnasium Waldkraiburg sein 25-jähriges Jubiläum feiert.

Josef Gaßner veranschaulichte zunächst, wie unverstellbar leer das Universum ist: Wenn man die Sonne auf die Größe einer Orange schrumpfen würde, dann wäre in diesem Maßstab die Erde ein Reiskorn in 10 Meter Entfernung, und der nächstgelegene Stern würde dann ca. 500 Kilometer hinter Moskau liegen!

Mit ähnlich anschaulichen Vergleichen wurde in den nächsten 60 Minuten der Milliarden Jahre dauernde Lebensweg eines Sterns vorgestellt: Alles beginnt mit kalten Wolken aus Gas und Staub. Diese kontrahieren aufgrund der Gravitation zu immer dichteren Wolken. Gaßner gelang der Spagat zwischen anschaulicher und tiefgründiger Darstellung, z. B., indem er die Sternentstehung einerseits mit der Bildung von Staubknäueln unter dem Bett verglich und andererseits im Hertzsprung-Russell-Diagramm zeigte. Er erläuterte, wie der Stern in seinem Millionen Grad heißen Inneren Wasserstoff zu Helium fusioniert, bis dort kein Wasserstoff mehr vorhanden ist. In kompakter und dennoch nachvollziehbarer Form wurde die weitere Entwicklung geschildert: Bei leichten Sternen vom Schalenbrennen über die Abstoßung der Sternhüllen bis zur Bildung von Planetarischen Nebeln und Weißen Zwergen; bei schweren Sternen von weiteren Fusionsprozessen, bei denen immer schwerere Elemente entstehen, über die Bildung von exotischen Neutronensternen und Schwarzen Löchern zu gewaltigen Supernova-Explosionen, bei denen die neu gebildeten Elemente im Weltall verbreitet werden und so das Material für die Entstehung der nächsten Generation von Sternen und Planeten bilden.

Der Astrophysiker, der selbst über die Entstehung der ersten Elemente im Universum forscht, vermittelte seine Begeisterung für das Thema und stellte die Relevanz für uns Menschen heraus. Schließlich bestehen wir alle aus genau den Atomen, die im Inneren eines Sterns gebildet und nach dessen Ende freigegeben worden sind.

Besonders faszinierend ist für Gaßner die Feinabstimmung, die nötig ist, damit im Universum überhaupt Leben existieren kann. Er erklärte dies mit einem fiktiven Mischpult, an dem man die Stärke der fundamentalen Kräfte verändern kann. Wäre die Gravitation beispielsweise um einen winzigen Bruchteil stärker, so wäre das gesamte Universum nach dem Urknall sofort wieder in sich zusammengefallen; wäre sie etwas schwächer, hätten sich keine Sterne und Planeten bilden können. Ähnliches gilt für die sog. Schwache Wechselwirkung: Wäre sie schwächer, könnten Neutrinos – Teilchen, die uns jede Sekunde milliardenfach durchdringen – die äußeren Sternschichten nicht „wegschieben“, was die Supernova-Explosion und die Freisetzung der schweren Elemente erst ermöglicht; wäre sie stärker, würden wir durch den Dauerbeschuss mit Neutrinos „gegrillt“.

Josef Gaßner konnte überzeugend darlegen, dass das Universum zwar voll von lebensfeindlichen Orten ist, insgesamt jedoch die perfekten Bedingungen bietet, die die Entstehung von Leben ermöglichen. Ob diese mysteriöse Tatsache einem Schöpfer geschuldet ist oder ob es unendlich viele andere Universen gibt, in denen andere Bedingungen herrschen – oder ob es einfach so sein muss, weil es sonst niemanden gäbe, der sich darüber wundert, dass es so ist? Darauf hat Gaßner keine Antwort, aber ihm ist durch seine Forschung immer mehr bewusst geworden, welch wertvolles Geschenk das Leben ist. Es in jeder Form zu achten und das eigene sinnvoll zu nutzen und zu genießen, das ist die abschließende Botschaft des Vortrags. Vielleicht würde Josef Gaßner heute noch voller Elan referieren und Fragen beantworten, wenn ihn nicht Herr Wittmann mit Blick auf den vom Bewirtungsteam vorbereiteten Imbiss unterbrochen hätte; so klang der Abend bei Sekt, Häppchen und Gesprächen aus.

Stefan Christlmeier

Fotos: Annette Holzer (3), Sophia Neulinger (1)