Online-Vortrag der drei Landkreisgymnasien mit 250 Teilnehmern:
Fake-News entlarven und kritisches Denken fördern
Gut besucht war der Online-Vortragsabend, zu dem die drei Landkreis-Gymnasien in Zusammenarbeit mit der Präventions- und Suchthilfeeinrichtung neon Rosenheim eingeladen hatten und den die Fördervereine der Schulen finanzierten. Benjamin Grünblichler, Geschäftsführer von neon, referierte zum Thema „Verschwörungstheorien, Fake-News und Faktenchecker – Wer spricht denn nun die Wahrheit?“. Rund 250 Eltern, Lehrkräfte und Schüler informierten sich über dieses hochaktuelle, spannende und zugleich brisante Thema, das mit der Corona-Pandemie noch mehr in den Fokus gerückt ist.
Die Proteste in den vergangenen Monaten von Berlin bis Rosenheim haben deutlich gemacht, wie präsent das Thema in unserer Gesellschaft ist. Aber auch, wie schwierig es geworden ist, sich Klarheit zu verschaffen. Angesichts der Informationsflut auf allerlei Kanälen, der oftmals großen Verunsicherung und auch Angst wissen viele Menschen nicht mehr, welchen Darstellungen sie vertrauen können und was sie glauben sollen.
Fake-News unterscheiden sich stark voneinander. Manche Nachrichten werden bewusst mit falschen Informationen gespickt, um gegen andere Menschen zu hetzen oder allgemeingültige Fakten als Lüge darzustellen. Andere lassen einfach bestimmte Informationen weg, um so ein einseitiges Bild und Gefühl von Angst, Wut oder Ohnmacht in den Köpfen der Menschen zu erzeugen. Benjamin Grünbichler zeigte das Dilemma des sogenannten click-baiting auf, in denen heutige Medien stecken: Sensationell klingende Überschriften verschaffen einem Artikel tendenziell mehr Lese, als gut recherchierte Beiträge mit seriösen Bezeichnungen. „Um sich dem Wahrheitsgehalt eines Artikels anzunähern, muss man auch andere Artikel zu dem Thema lesen, von möglichst unterschiedlichen Quellen“ mahnte der Medienexperte und gab den Zuhörenden konkrete Tipps, um Fake-News zu entlarven.
Verschwörungstheorien kommen zu allen Zeiten und in allen menschlichen Gesellschaften vor. Das Bedürfnis, komplexe Ereignisse in einfache kausale Zusammenhänge zu setzen, ist nur eine von vielen Eigenheiten, die den Blick auf Weltereignisse einengen können. Das Bewusstsein darüber kann das Urteilsvermögen schärfen und gleichzeitig mehr Toleranz für Andersdenkende fördern. Dabei ist es wichtig, Perspektiven zu wechseln und eine Fragehaltung zu entwickeln – statt Menschen einfach als „Covidioten“ oder „Schlafschafe“ abzuwerten.
Die sich anschließende Diskussion, in der der Referent noch auf zahlreiche Fragen der Teilnehmer einging, zeigte, wie wichtig und notwendig es ist, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Helmut Wittmann, Schulleiter des Gymnasiums Waldkraiburg und Moderator der Veranstaltung zeigte sich am Ende sehr zufrieden mit der Entscheidung, diesen traditionellen Vortragsabend nicht abzusagen, sondern als Video-Konferenz durchzuführen, denn „wir hatten mehr Teilnehmer als bei den bisherigen Präsenzveranstaltungen.“ Gerade in den Wintermonaten sei es deshalb überlegenswert, ob so ein Format auch über Corona hinaus beibehalten werden könnte.